Auf unserer 4 jährigen Weltreise sind wir schon mit so ziemlich jedem Verkehrsmittel der Welt von A nach B gekommen und auch in Mexiko sind wir so einiges durch.
Unser absoluter Favorit unter allen Fortbewegungsmöglichkeiten bleibt aber weiterhin eine gemütliche Fahrt mit dem Zug. Es gibt nichts schöneres als die Landschaft ruhig an sich vorbeiziehen zu sehen und dem ratternden Geräusch der Waggons zu lauschen.
Bisher war unser Highlight eine Zugfahrt einmal quer durch Australien!
Auf eine Reise mit dem Zug durch die Kupferschlucht kam ich eigentlich nur durch meine bessere Hälfte, denn so wirklich bekannt war mir dieser Fleck der Erde, welcher auch eigentlich Barrancas del Cobre heisst, ehrlich gesagt nicht.
Bekannt war mir dagegen nur unser Startpunkt, die Stadt Chihuahua (ganz oben rechts auf der Karte). Erstens wegen der gleichnamigen putzigen Hunde und zweitens, weil dies immer die Stadt und zugleich auch Bundesstaat war, welchen ich und die meisten Touristen in Mexiko eigentlich nicht unbedingt besuchen wollen.
Copper Canyon?
Da es dir sicherlich ähnlich gehen wird, kurz ein paar Grundinfos zu diesem Naturwunder.
Der Copper Canyon besteht aus mehreren gigantisch großen Schluchten, zusammengenommen die größten Nordamerikas und viermal so gross wie der Grand Canyon beim Nachbarn USA!
Das Gebiet ist außerdem Heimat der Tarahumara oder auch Rarámuri, einer indigenen Bevölkerungsgruppe Mexikos, welche sich in den Schluchten hervorragend gegen die damalige spanische Kolonialmacht wehren konnten.
Auch verloren die Spanier damals schnell das Interesse an dieser Region, denn leicht zugänglich sind die Berge und Dörfer selbst heute nicht und daher ist es für mich umso erstaunlicher, dass man damals auf die Idee kam, ausgerechnet dort eine Zugstrecke zu realisieren!
Wie auch immer, derzeit ist dies – mal abgesehen vom „Tequila Express“ – Mexikos einzig aktiver Personenzug und eine Fahrt durch diese Region ist ein beeindruckendes Erlebnis und wirklich jeden Peso wert!
Die Rarámuri sind übrigens sehr bekannt für ihre unglaubliche Laufausdauer! Wer mehr darüber erfahren möchte, der wird sich für den Doku-Film Run Free sicherlich interessieren.
Abfahrt vom Bahnhof in Chihuahua
Über die Stadt Chihuahua kann ich nach unseren 2 Tagen dort nicht viel positives berichten – wie auch zum Flug mit Volaris von Guadalajara aus – daher überspringen wir dies doch einfach und fangen gleich am Bahnhof des El Chepe, so wird der Zug in Kurzform genannt, an.
Die Abfahrt war pünktlich um 6 Uhr morgens, eine grausame Uhrzeit und ein Ticketkauf am Vortag war eigentlich nicht notwendig gewesen, denn der Zug war ziemlich leer und es ist auch möglich diese einfach direkt im Zug zu kaufen.
Tickets gibt es für die 1. und die 2. Klasse, Clase Económica.
Wir entschieden uns im ersten Moment rein aus Kostengründen für die zweite Klasse, welche 1.370 Pesos – umgerechnet knapp 83 Euro – im Vergleich zu 3.826 Pesos für die Erste kostet.
Quasi ein Schnäppchen für solch eine lange Zugfahrt!
Wo liegt der Unterschied zwischen den beiden Klassen?
In der 1. gibt es ein sogenanntes Dining Car, also ein Restaurant und die Sitze haben eine andere Farbe als in der 2., wo es auch nur einen Snack Car gibt. Aber auch der Snack Car bietet von Kaffee bis Burritos und dem üblichen Knabberkrams alles an, was unterwegs so benötigt wird.
Zudem darf in die 2. Klasse auch eigenes Essen mitgebracht werden, was wohl in der 1. nicht der Fall ist und da Mexikaner, welche aus den beiden Staaten kommen die der Chepe durchquert, einen ordentlichen Rabatt erhalten, sitzt man auch nicht zwischen meist älteren Reisegruppen aus den USA und Kanada sondern unter Einheimischen, was ja generell immer erstrebenswert und meist auch deutlich unterhaltsamer ist.
In beiden Klassen sind die Sitze jedenfalls super bequem gepolstert, sie lassen sich weit zurücklehnen und es gibt riesige Fenster um die Landschaft zu genießen, falls man mal nicht seinen Kopf aus der Luke zwischen den Waggons raushalten möchte.
Ich verbrachte eigentlich den größten Teil der Fahrt zwischen Waggons, denn wann wird es einem noch erlaubt solch eine Landschaft so frei aus dem Zug heraus bestaunen zu können!
Die Plätze sind allerdings bei jung und alt sehr begehrt, wobei die kleineren Cowboys dann doch die meiste Zeit der Fahrt mit schlafen verbrachten und immer nur kurz die Türen blockierten.
… in jedem Tunnel war außerdem Luft anhalten angesagt, denn El Chepe ist ein richtiger Dieselstinker, was sich dann so richtig schön in den Zwischenräumen der Waggons sammelt!
Für Sicherheit an Board wird ebenfalls gesorgt und man muss sich da keine großen Gedanken machen. Jedes Abteil hat seinen Schaffner und zusätzlich patrouillieren mehrere – teils übertrieben – gut bewaffnete Polizisten durch den Zug.
Auf dem Foto auch gut zu sehen ist die Klimaanlage an der Decke, denn die Waggons werden am Morgen beheizt – es wird doch sehr kalt im Canyon – und Mittags gekühlt!
Im Endeffekt erkannten wir keinen grossartigen Unterschied oder Grund Tickets für die deutlich teurere 1. Klasse zu kaufen.
Zwischenstopp in Creel
Die meisten Touristen steigen in der Stadt Creel aus und bleiben 1 bis 3 Nächte um die Umgebung zu erkunden und einen ersten Blick auf die Natur und Schluchten zu bekommen.
Bist Du in der 2. Klasse unterwegs, musst Du so oder so 3 Nächte warten, denn nur der Zug der ersten Klasse fährt, dann auch als Express, täglich!
Außerdem sind die Hotels in Creel deutlich günstiger als direkt am Copper Canyon, wo eine Nacht gut und gerne mal 200,- USD kostet!
Wir kamen im Hotel Posada del Cobre unter, welches von aussen zwar nicht unbedingt einladend wirkt, von innen aber tip top ist und von einer lokalen Familie betrieben wird, welche zudem noch selbst Touren in die Umgebung und zum Copper Canyon durchführen.
Sehr froh waren wir auch über eine kleine Gasheizung in unserem Zimmer, denn an dem Tag als wir ankamen, lag tatsächlich noch etwas Schnee in der Umgebung und Nachts kletterte das Thermometer nicht über frische 3 Grad!
Ein dicker Winterpulli ist bei unserem 10kg Gepäck pro Person natürlich nicht mit dabei.
Wir vertrödelten dieses mal auch keine Zeit und saßen schon kurz nach unserer Ankunft direkt wieder im Wagen des Hotelbesitzers, mit dem wir ein paar sehenswerte Orte der Umgebung besuchten.
Erster Halt war an einer der bewohnten Höhlen! Alles sehr eng, die Decken voller Ruß und irgendwie nicht so wirklich gemütlich. Auch Hühner und Hunde gehörten mit zu den Bewohnern.
Wir lernten aber, dies sei keineswegs ein Zeichen von Armut, sondern die Familien sehen es als Privileg so stark mit der Natur verbunden sein zu können.
Kann ich persönlich, der sich schon über einen kleine Gasheizung freut wie Bolle, zwar nicht nachvollziehen aber wer weiß, wird wohl eher eine Mischung aus beidem sein denke ich.
Den nächsten Stopp legten wir am Arareko See ein, ein wunderbar entspannter Ort und auch leicht via Fahrrad von Creel aus zu erreichen. Dort ein Picknick am Ufer zu haben, die Ruhe und den Duft der Pinienbäume genießen, hat schon was!
Bis zur nächsten Attraktion wurden wir erst mal etwas durchgeschüttelt, denn mal abgesehen von der Hauptstraße sind die kleineren Wege alles Schotterpisten, welche zum Teil auch an netten Abhängen entlang führen und je nach Wetter an den vorherigen Tagen, mal im schlechten, mal im super schlechten Zustand sind.
… oder auch mal durch ein kleines Flussbett durchführen, dessen Tiefe sich ebenfalls täglich ändert.
Die Fahrer nahmen dies aber eh alles mit Humor und hatten ihren Spaß daran, wie wir gespannt aus dem Fenster die Wasserhöhe im Auge behielten.
Mittlerweile waren wir eine knappe Stunde von Creel entfernt und die Landschaft wurde zunehmend rauer, wir liessen weitere Höhenmeter hinter uns und befanden uns in der ersten großen Schlucht.
Eine Schlucht, in der uns ein ordentlicher Wasserfall und beeindruckender Blick auf die umliegenden Felsen erwartete!
War der Wasserfall von oben schon beeindruckend, so war der Blick und das Getöse von unten erst recht ziemlich genial!
Nur der Weg zurück nach oben, war dann doch deutlich anstrengender als gedacht, denn die Stadt Creel liegt bereits 2.330 Meter über dem Meeresspiegel und da fühlten wir jede Anstreng doch etwas intensiver (zumindest schoben wir immer alles auf die Höhe, wenn uns die Puste ausging…).
Die Gegend rund um Creel ist auch bekannt für seine merkwürdig, witzigen Felsformationen in den einzelnen Tälern, wie hier z.B. im Tal der Frösche.
… oder der Pilze und „Mönche“
Auch einen Elefanten und Affenkopf konnten wir uns unterwegs ansehen. Eine Portion gesunde Vorstellungskraft muss man hier natürlich mitbringen.
Um die interessantesten Formen haben sich strategisch natürlich auch schon Souvenir-Verkäufer platziert, wobei die bei unserem Besuch wohl gerade irgendwie Pause hatten.
Dafür wurden wir innerhalb von Sekunden von mehreren Kindern aus dem Dorf begrüßt, welche mir meine – eigentlich für die Fahrt – mitgebrachten Kekse in null komma nix weg schnabulierten, da Chizuru einfach nicht nein sagen konnte.
Generell erinnerte uns die Gegend ein wenig an Kappadokien, eine Region in der Türkei welche wir am Anfang unserer Weltreise besuchten und dort ebenfalls so einige steinernde „Mönche“ & Höhlenwohnungen zu sehen bekamen.
Da wir das Tal der Mönche an dem Tag aber nicht mehr schafften, hier ein Foto aus der Türkei, um Dein Kopfkino ein wenig in Gang zu bringen …
In der Sprache der Tarahumara wird das Tal übrigens etwas expliziter genannt, was u.a. für den Tourismus dann aber doch lieber umbenannt wurde.
Ansonsten ist, obwohl Creel zu einem der Pueblos Mágicos – magischen Dörfer – gehört, in der Stadt nicht viel bzw. eigentlich gar nichts ausser unmengen an streunenden Hunden zu sehen und alles wirkt eher wie ausgestorben.
Desto mehr lohnt es sich Touren in die Umgebung zu unternehmen!
Preislich aber unbedingt vergleichen, denn die meisten Anbieter mit Büros rund um die Hauptstraße zielen auf spendable Besucher aus den USA und Kanada, werden mit extra Sicherheitsversprechen und sonstigem Schnick Schnack geködert und kosten gut und gerne das Dreifache, im Vergleich zu den Touren welche es bei den kleineren Familienhotels gibt.
Viele Touren haben auch ein Minimum an Teilnehmern, alles ist aber Verhandlungssache und wir nahmen uns sogar an einem Tag einfach einen Wagen mit Fahrer für uns alleine, was immer noch günstiger war als eine der Standard Touren!
Im nächsten Artike kommen wir zu den eigentlichen Highlights der Tour, den riesigen Schluchten des Canyons und der Zugfahrt mit El Chepe von Creel nach El Fuerte!
Fragen, Tipps, Kommentare? Gerne!