Auf Pilgerreise am Jakobsweg bzw. dem Camino Francés. 800 Kilometer zu Fuß von Frankreich einmal quer durch Spanien.
Ein intensive, wundervolle aber auch fordernde Wanderung, mit vielen Höhen und Tiefen. Im ersten Teil begleitest du mich (Chizuru) von Saint-Jean-Piet-de-Port bis ins schöne Burgos.
Was ist der Jakobsweg = Camino de Santiago überhaupt?

Auf Spanisch bedeutet „Camino“ der Weg und „Santiago“ den Heiligen Jakobus. Santiago de Compostela, die Hauptstadt Galiciens im Nordwesten Spaniens, befindet sich die Kathedrale, in der die Überreste des Heiligen Jakobus liegen sollen, und gilt neben Jerusalem und Rom als einer der drei heiligsten Orte des Christentums.
Der Camino de Santiago bezeichnet daher alle europäischen Pilgerwege, die zur Kathedrale in Santiago führen.
Der berühmteste unter dem weit gestrickten Netz der Caminos ist der französiche Weg = Camino Francés, den ich dieses Mal gegangen bin.
Der Camino Francés ist eine Route, die in einer Stadt an der französisch-spanischen Grenze beginnt und durch die Pyrenäen nach Nordspanien und weiter nach Santiago de Compostela führt. Aber ich denke spätestens seit Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal Weg“ ist der Jakobsweg jedem einen Begriff, zumindest in Deutschland.
Wie ich im Vorbereitungsartikel geschrieben habe, wurde meine Pilgerreise ziemlich kurzfristig beschlossen. Als typische Japanerin habe ich keinerlei religiösen Hintergrund und wollte nur an meinem 40. Geburtstag etwas zu Fuß schaffen.
Manche Menschen gehen den Jakobsweg aus spirituellen Gründen, während viele andere, so auch ich, ihn eher als körperliche Herausforderung annehmen.
Die erste Hälfte von meinem Camino war richtig hart und anstrengend. Jeden Tag schmerzte es irgendwo. So viele Leute haben mir gesagt, nach 1 Woche gewöhnt sich der Körper an das tägliche Laufen und du kannst locker 30 bis 40 km am Tag schaffen. Das stimmte aber nicht! Zumindest nicht für mich.
Wie ich die erste 2 Wochen des Caminos trotzdem überlebt habe, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Anreise Camino Francés Saint-Jean-Piet-de-Port
Der Startpunkt von Camino Francés befindet sich am Fuß der französischen Pyrenäen, in einem Dorf, dessen Name ein echter Zungenbrecher ist: Saint-Jean-Piet-de-Port.
Viele Pilger aus Deutschland, die ich unterwegs getroffen habe, sind mit der Bahn angereist, denn Kurzstrecken-Flüge sind ja heutzutage etwas verpönt. Ich bin dennoch mit der Lufthansa aus München nach Biarritz mehr oder weniger bequem – mussten in Stuttgart aufgrund eines medizinischen Notfalls landen – geflogen.
Mit der Buslinie Nr.4 Richtung Bayonne bis Haltestelle Alsace Lorraine (1,20EUR, ca. 30 Min Fahrt)
Vom Bahnhof Bayonne verkehren 3-4 Mal am Tag Züge nach Saint Jean Piet de Port. Eine Reservierung ist nicht notwendig, aber rechtzeitig in die Bahn einsteigen, da es sehr voll werden kann. (die Bahn stand ca. 1 Std. vor der Abfahrt bereits auf dem Gleis)
https://en.oui.sncf/en/
Nur 2 Haltestelle vom Flughafen entfernt, auch zu Fuß erreichbar.
Sehr sauber & preisgünstig, 24 Stunden Rezeption
Wie bekomme ich den Pilgerausweis vor Ort?
Der Pilgerausweis, Credencial ist das wichtigste Dokument für einen Pilger.
Ohne Credencial kannst du nicht in einer Pilger-Herberge (Albergue) übernachten und um am Ende in Santiago die Compostela zu bekommen, benötigst du diese Credencial ebenfalls, inklusive aller Stempel, die du unterwegs gesammelt hast.
Das Pilgerbüro in Saint-Jean-Piet-de-Port befindet sich am oberen Ende der Hauptstraße und wird von Freiwilligen aus der ganzen Welt betrieben, die Pilger mit nützlichen Informationen über den Camino aus eigener Erfahrung versorgen können. In diesem Büro kann Credencial für 2 Euro erworben werden.
Neben Infos über den Camino und einer aktuellen Liste von Pilgerherbergen bekommst du gegen eine Spende auch den typischen Muschelanhänger für deinen Rucksack.
Einige Pilger bleiben nicht in Saint-Jean-Piet-de-Port, sondern wandern direkt nach Orisson, das zwei Stunden Fußweg entfernt ist.
Die Pilgerherberge in Orisson liegt kurz vor dem Bergpass und wird oft genutzt, um die Entfernung und Höhenunterschied der Pyrenäenüberquerung zu erleichtern. Es gibt aber nur eine Pilgerherberge in Orisson, daher ist es ratsam, sich vor dem Aufbruch zu erkundigen, ob es noch freie Betten gibt.
((UPDATE 2023)) Mittlerweile gibt es eine weitere Herberge, etwa 1 km vom Refuge Orisson entfernt. Die Kapazität dieser Herberge ist aber ebenfalls nicht sehr groß, daher sollte man auf jeden Fall im Voraus buchen. Auberge Borda
Ich empfehle aber trotzdem eine Nacht in Saint-Jean-Piet-de-Port zu bleiben, denn dieses Berg-Dorf hat einen besonderen französischen Charme.
Super freundliche Besitzer, du bekommst sehr wertvolle Infos & Tipps zum Start deines Caminos. Sehr empfehlenswert!
Tag1 Saint-Jean-Piet-de-Port – Roncesvalles
Entfernung 24,9km – Höhenunterschied 1270m Aufstieg, 480m Abstieg
Man sagte mir, die erste Etappe des Camino Frances sei die landschaftlich schönste, aber auch die konditionell schwerste. Alle, wirklich alle haben mich davor gewarnt, wie anstrengend und gefährlich der Weg ist.
Rein von den Zahlen her klang die Etappe aber nicht so unmöglich.
Ok, der Höhenunterschied von 1270 m ist ordentlich, habe ich aber schon mehrmals beim Wandern erlebt. Der höchste Punkt ist nur 1400m ü.NN somit niedriger als unser Hausberg, das Hörnle (1548 m ü. NN), und die Entfernung 24,9km scheint mir wie eine optimale Tageswanderung. So war das auch im Endeffekt.
Nur, dass ich beim Wandern selten einen 10kg schweren Rucksack auf dem Rücken habe. Das habe ich dann doch etwas unterschätzt.
Bis Refuge Orisson dauerte es etwa 2 Stunden. Der Weg war durchgehend asphaltiert. Hinter Orisson wird es etwas bergiger und auch steiler, aber auch hier war es ein ordentlicher Forstweg oder erneut Asphalt. Das bedeutet es ist einfach zu laufen, aber auch recht belastend für die Füße.
Ich hatte ein großes Glück mit dem Wetter, sonnig ohne Ende und 25℃ heiß!
Unterwegs gibt es übrigens nur 2 Brunnen, wo du deine Wasserflasche nachfüllen kannst. Für die Strecke solltest du auch etwas zum Essen mitnehmen, da es kaum Einkehrmöglichkeiten gibt. (ein Café am Anfang in Orisson und einen Foodtruck vor dem Lepoeder Pass)
Es gibt zwei Wege hinunter nach Roncesvalles, und ich hatte vergessen, dass der Besitzer des Gasthauses in Saint Jean Piet de Port mir sagte, ich solle immer den rechten Weg nehmen, da der linke steil und steinig sei.
Und stimmt, der Weg war wirklich steil und steinig. Wer Probleme mit den Knien hat, sollte den Weg besser meiden.
Die Herberge von Roncesvalles ist gigantisch aber nicht mehr ganz so schlimm wie Hape Kerkeling es in seinem Buch beschrieben hat. Alles wurde anscheinend renoviert und modernisiert.
Diese historische Kloster-Herberge hat 183 Betten auf 3 Etagen verteilt, welche zur Hochsaison trotzdem oft komplett ausgebucht sind. Damit genug Zeit um Berge und Aussicht in Ruhe zu genießen bleibt, würde ich hier spätestens 1 Tag vor der Ankunft reservieren.
Albergue de Roncesvalles – Orreaga
Bett 12EUR
Abendessen 11EUR / Frühstück 3,5EUR
Sehr groß aber sauber. Die Betten stehen in 4er Block mit einer Trennwand dazwischen, also optisch wie ein kleines Zimmer, akustisch naja. Reservierung nur über offizielle Webseite→
Albergue de Roncesvalles
Tag2 Roncesvalles – Zubiri
Entfernung 21,7km – Höhenunterschied 240m Aufstieg, 700m Abstieg
In der Herberge von Roncesvalles wird ab 6.30 Uhr Kirchenmusik gespielt, sodass es nicht möglich ist, auszuschlafen. Auf der heutigen Etappe geht es bis zum Ziel stetig Berg runter. Der erste Teil der Strecke ist gemütlich, führt durch hübsche baskische Dörfer und vorbei an Bauernhöfen, endet aber mit einem sehr steilen und unangenehmen Abstieg.
Ich kam gegen 13 Uhr in Zubiri an, einem hübschen kleinen Dorf am schönen Rio Arga. Als ich 2019 den Camino ging, herrschte in diesem Dorf ein Mangel an Unterkünften, weil die öffentliche Herberge geschlossen war. Viele spät ankommende Pilger mussten daher mit dem Sammeltaxi nach Pamplona fahren, da auch die Unterkünfte in der nächsten Stadt bereits ausgebucht waren.
Dank meines frühen Starts konnte ich noch eine Unterkunft finden, aber nach einer Dusche bemerkte ich die größten Blasen, die ich je an meinen Fußsohlen gesehen habe!
Ich hatte zwar schon gehört, dass Jakobsweg und Blasen unzertrennlich sind, aber ich hätte nie gedacht, dass mir das mal passieren würde. Ich wandere gerne und oft in den Bergen, aber ich hatte wirklich noch nie Blasen an den Füßen vom Wandern. Ich werde darauf noch näher eingehen, aber vorerst kann ich euch folgendes raten: tragt weiche Einlagen und gepolsterte Wandersocken. Unbedingt! Ein Rat, den ich leider zu spät beherzigte.
Bett 18EUR inkl. Frühstück, Abendessen 14EUR
Sehr saubere & neue Herberge. Sehr gutes Restaurant im Erdgeschoss.
Tag3 Zubiri – La Trinidad de Arre
Entfernung 15,6km – Höhenunterschied 350m Aufstieg, 452m Abstieg
Es regnet. Die Blasen an meinen Füßen schmerzen auch nach einer Nacht noch höllisch. Wäre ich nicht auf dem Camino gewesen, wäre ich sofort wieder ins Bett gegangen, aber hier musste ich die Zähne zusammenbeißen und weitermachen.
Der Weg von Zubiri war selbst im Regen wunderschön, die Landschaft war abwechslungsreich und wenn ich in guter Verfassung gewesen wäre, wäre es eine der eindrucksvollsten Strecken auf dem Camino gewesen. Aber meine Füße schmerzten zu sehr und ich beschloss, 5 km vor Pamplona zu stoppen.
Die Fußsohle ist aber auch die blödeste Stelle um eine Blase zu bekommen, oder?
Die Herberge in der Kirche von La Trinidad de Arre ist ein traditioneller Ort, der seit dem Mittelalter Pilger empfängt. Der Gastgeber war sehr freundlich und kümmerte sich sofort um meine Füße, die noch nicht mal gewaschen waren. Die Menschen, die man auf dem Camino trifft, sind erstaunlich freundlich und hilfsbereit.
Albergue de La Trinidad de Arre
Bett in Frauen-Schlafsaal 8EUR
Eine sehr alte aber saubere Herberge mit vielen Betten. Vollausgestattete Küche // Waschmaschine (2€) vorhanden. Da die Stadt aber nur 5km von Pamplona entfernt ist, kommen nicht so viele Pilger hierher = sehr ruhig.
La Trinidad de Arre – Pamplona
Entfernung 4,5km – Höhenunterschied 60m Aufstieg, 40m Abstieg
Die Blasen an meinen Füßen tun immer noch weh, aber dank des sehr dick gepolsterten OP-Pflasters, das ich gestern in der Apotheke gekauft habe, denke ich, dass ich weiterlaufen kann. Ich beschloss aber dennoch, ins nur 5 km entfernte Pamplona zu laufen, um einen Tag Pause einzulegen.
Pamplona ist die Hauptstadt der Region Navarra und ist berühmt für seine Stierrennen. Viele Pilger legen hier ihren ersten Ruhetag ein, denn die Altstadt hat eine Reihe von Tapas-Bars und eine gute Auswahl an Cafés und Restaurants.
Um auf Nummer sicherzugehen, war ich dort auch kurz in der Ambulanz vom Krankenhaus. Der Arzt desinfizierte die Blasen an meinen Füßen von innen, klebte dicke Pflaster darauf und verordnete mit einem lächeln im Gesicht, dass ich nicht zu viel laufen sollte. Naja, das wird schwer als Pilger.
Im Krankenhaus in Spanien brauchst du übrigens genauso wie in Deutschland nur deine Versicherungskarte (und ein paar Spanischkenntnisse). Einer der Vorteile Mitglied der EU zu sein.
Da ich nur eine Prepaid-SIM aus Deutschland mit sehr wenigen Daten-Volumen habe, habe ich in Spanien eine Touristen-SIM gekauft. Vodafone bietet für 20EUR ein Touristenpaket für 4 Wochen, 25GB und 150min Inlandstelefonat an. Ich hatte durchgehend guten Empfang auf dem Camino, außer in der Meseta. Es war sehr praktisch unterwegs Internet zu haben, um Unterkunft zu finden / kontaktieren, oder einfach um zu wissen wo man ist und wie weit noch zu laufen hat.
Hostal Bearan
Doppelzimmer 45EUR/Nacht
Sehr praktische Lage direkt auf der Calle San Nicolas, dennoch ruhig. Das Restaurant im Erdgeschoss auch empfehlenswert!
Caminoteca – Calle Curia, 15, 31001 Pamplona
In der Altstadt von Pamplona befindet sich ein super Camino-Fachgeschäft. Falls du was vergessen hast oder unterwegs was vermisst hast, wirst du hier sicher fündig!
Tag6 Pampolona – Puente la Reina
Entfernung 23,6km – 470m Aufstieg, 570m Abstieg
Dank der Pause in Pamplona haben die Schmerzen in meinen Füßen etwas nachgelassen. Die Sorge, den Camino nach drei Tagen abbrechen zu müssen, scheint abgewendet zu sein. Voller Energie beschloss ich, früh am Morgen aufzubrechen.
In den Morgenstunden sind die spanischen Städte wie ausgestorben. Es ist längst nach sechs Uhr, aber es laufen kaum Leute herum und selbst die Bäckerei ist noch nicht geöffnet.
Sobald man die Stadt Pamplona passiert, erwartet einen ein kleiner Hügel. Auf der Spitze dieses Hügels, bekannt als Alto del Perdón, befindet sich eine berühmte Pilgerskulptur. Der Hügel liegt in einer sehr windigen Gegend und ich konnte leider nicht sehr lange bleiben, aber die Aussicht von oben war wunderschön.
Von hier bis Puente la Reina gab es fast keinen Schatten, und die Sonne brannte unerbittlich. Die Oktobersonne in Spanien ist stärker als in Deutschland im Hochsommer, und ohne Sonnencreme bekommt man definitiv einen Sonnenbrand.
Estrella Guia
Bett(6er Dorm)inkl. Frühstück 13EUR
Sehr liebevoll eingerichtete private Herberge. Die Betten haben Rollos für Privatsphäre.
Tag7 Puente la Reina – Estella
Entfernung 21,9km – Höhenunterschied 520m Aufstieg, 445m Abstieg
Die kleine, privat geführte Herberge ist etwas teurer, hat aber eine gute Ausstattung und ist sehr komfortabel. Das einzige Problem bei dieser Art von Herbergen ist, dass die Schlafräume klein sind, was ein Problem sein kann, wenn jemand schnarcht.
Überhaupt war mir trotz vorheriger Hostel-Erfahrung nicht bewusst, dass so viele Menschen in der Welt schnarchen! Ich bin richtig froh, dass Olli nicht schnarcht. Auch so eine Erkenntnis des Caminos.
Unterwegs lernte ich 2 Mädels, Nele und Marija, kennen, die ebenfalls eine schlechte Nacht in einer anderen Herberge hatten.
Das Wetter war zwar perfekt, aber zu heiß um unausgeschlafen zu wandern. So waren wir sehr sehr langsam unterwegs. Sogar eine 72 jährige Oma aus England (die übrigens super fit und lustig ist) hat uns überholt. Wir sind erst spät in Estrella angekommen und unsere Unterkunft lag am Ortsrand, sodass wir die Stadt selbst überhaupt nicht zu sehen bekamen.
Dies ist einer der schwierigen Aspekte des Camino. Du bist manchmal einfach zu müde um einen Ort in Ruhe zu besichtigen.
Albergue de peregrinos Rocamador
Bett(8er Dorm)13EUR
Sehr saubere neu renovierte Herberge mit schönen Garten. Privatzimmer auch ab 16EUR/Person vorhanden.
Tag8 Estella – Los Arcos
Entfernung 21,9km – Höhenunterschied 520m Aufstieg, 445m Abstieg
Heute schlafen wir länger als sonst und beginnen langsam. Denn nur 3 km von Estrella entfernt befindet sich die berühmte Rotweinquelle, die erst um 8 Uhr öffnet und keiner verpassen möchte.
Pünktlich um 8:00 standen wir vor dem berühmten Brunnen. Ein kleines Gläschen Rotwein zur Aufmunterung am Morgen und wir machen uns fröhlich auf den Weg. Sehr erfrischend und köstlich!
Die heutige Strecke war landschaftlich sehr reizvoll, eine wunderschöne Wanderung mit toskanisch anmutenden Hügeln.
Das heutige Ziel, Los Arcos, ist eine typische Stadt auf dem Camino. Die kleine Altstadt ist voll von Pilgern. Mehr als 95% der Gäste des einzigen Restaurants in der Stadt sind Pilger, sodass man zu 100% auf bekannte Gesichter trifft, wenn man dorthin geht.
Ich behaupte, ein nicht sonderlich geselliger Mensch zu sein und genieße die Zeit mir selbst. Aber auf dem Camino, ist man wirklich selten allein. Die Anstrengungen schweißen Menschen anscheinend zusammen.
Hostel La Casa Austria
Bett 10EUR
Etwas ältere Herberge mit vielen Betten. Die Einrichtung ist aber sauber.
Tag9+10 Los Arcos – Logroño
Entfernung 28km – Höhenunterschied 470m Aufstieg, 550m Abstieg
Heute laufe ich wieder mit Nele und Marija, aber vorerst zum letzten Mal, da ich vorhabe in Logroño einen Tag Pause einzulegen. Meinen Füßen geht es viel besser und die Schmerzen sind weg, aber ich muss unbedingt meine alten Wanderschuhe austauschen.
Die Abnutzungen von der ersten 150km waren deutlich zu sehen und vor allem zu spüren.
Die Strecke nach Logroño war die heißeste, die ich bisher zurückgelegt habe. Besonders auf den letzten 10 km nach Viana gab es überhaupt keinen Schatten und wir mussten in der prallen Sonne schwitzend laufen. Ein Sonnenhut mit Krempe gehört zu den Dingen, die ich bisher vermieden habe, weil er irgendwie „zu typisch japanisch“ ist, aber an diesem Tag wünschte ich mir wirklich, ich hätte einen.
Logroño ist die Hauptstadt der Rioja, ja, Rioja, den alle Weinliebhaber schätzen und kennen. Ein Rotwein, der bei dieser Hitze hergestellt wird, kann doch nur lecker sein, oder? Die Altstadt von Logroño beherbergt entsprechend eine Reihe von Weinbars und ist ein großartiger Ort, um nach einem hitzigen Tag mit allen Sinnen zu entspannen.
Albergue Albas
Bett 12EUR
Großer Schlafsaal mit vielen Betten, Einrichtungen eher alt aber 1a sauber. Dank der sehr netten Gastgeberin Blanca war ein super Aufenthalt!
Pension Laurel
Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbad 27EUR
Pension in einem Wohnkomplex. Sehr sauber und ruhig. Zimmer bereits vormittags beziehbar.
Tag11 Logroño – Najera
Entfernung 29km – Höhenunterschied 435m Aufstieg, 323m Abstieg
Nach einem Tag in Logroño machte ich mich mit meinen neuen Wanderschuhen auf den Weg zum nächsten Ziel. Draußen war es wie immer dunkel, niemand war unterwegs.
Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Stirnlampe so oft benutzen würde. Der Sonnenaufgang in Spanien ist aber auch etwa eine Stunde später als in Deutschland, also ist das nicht verwunderlich.
Da die Strecke heute recht lang ist, habe ich mein Bett schon im Voraus gebucht.
Ich möchte meine neuen Wanderschuhe am ersten Tag nicht zu sehr strapazieren, daher ist mein Ziel heute, langsam zu laufen. Es stellte sich aber heraus, dass das gar nicht so einfach ist. Besonders an einem sehr heißen Tag wie heute möchte man einfach nur ans Ziel kommen und sich entspannen.
Najeras Altstadt liegt zwischen dem gleichnamigen Fluss Najerilla und dem imposanten roten Steinberg Cruz Malpica. Entlang des Flusses gibt es mehrere Restaurants, in denen sich die Pilger wie üblich auf der Terrasse entspannen.
Albergue Puerta de Najera
Bett 12EUR
Sehr schöne Herberge direkt am Fluss. Nur ein kleiner Balkon für die Wäsche vorhanden.
Tag12 Najera – Santo Domingo de la Calzada
Entfernung 21km – Höhenunterschied 397m Aufstieg, 245m Abstieg
Der Camino in der Provinz La Rioja führt größtenteils durch Weinberge. Der Oktober scheint die Zeit der Weinlese zu sein, denn die Erntehelfer aus Afrika sind fleißig dabei, die Trauben zu pflücken. Was halten sie wohl von den Pilgern, die bei dieser Hitze freiwillig zu Fuß nach Santiago marschieren?
Die Weinberge sind landschaftlich zwar schön aber als Wanderweg, recht eintönig und die Weinpflanzen sind zudem nicht gerade Schatten spendend.
Auf dem Weg traf ich Yuun, die aus Korea stammt und erstaunlich fließend Japanisch spricht! Koreaner sind die zweit- oder dritthäufigste Pilgergruppe auf dem Camino. Zumindest war dies so noch vor den Corona-Einschränkungen.
Yuun erzählt, dass es vor ein paar Jahren einen Bestseller in Korea gab, ähnlich wie das Buch von Hape Kerkeling, und seitdem ist der Camino so populär geworden. Die Autorin dieses Buches ist nicht nur den Camino gelaufen, sie hat ihren zukünftigen Ehemann auf dem Camino kennengelernt. Aha, daher gibt es so viele junge koreanische Pilgerinnen!
Aber zu all der Erschöpfung auch noch einen zukünftigen Ehemann zu finden? Ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen, aber in der Tat hört man oft von Paaren, die sagen, dass sie sich auf dem Camino kennengelernt haben. Diese zusätzliche Energie, einfach Wahnsinn!
Übrigens muss ich zugeben, dass ich während meines Camino bisher noch kein einziges Mal eine Kirche besucht habe.
In Pamplona wäre ich fast in die Kathedrale gegangen, doch die 5,- EUR Eintritt, passten mir nicht so wirklich.
In Santo Domingo de La Calzada wollte ich eigentlich unbedingt den berühmten Hahn der Kathedrale (das Hühnerwunder vom Jakobsweg) sehen, so war zumindest mein Plan, doch habe ich dies unterwegs tatsächlich vergessen und komplett verpasst. Ich schiebe die Schuld auf den köstlichen Rotwein, den es zum Mittagessen gab.
Ich kann übrigens das Mittagsmenü im La Parrilla de Arcaya sehr empfehlen.
In Spanien bieten Restaurants ein Mittagsmenü namens Menu del Dia an, das in der Regel ein Getränk, eine Vorspeise, ein Hauptgericht und ein Dessert oder einen Kaffee für etwa 10 € beinhaltet. Die Restaurants auf dem Camino bieten auch ein Pilgermenü an, aber das ist meist ein weniger empfehlenswertes Touristenmenü. Wein wird meist in vollen Flaschen serviert.
Casa de la Cofradia del Santo
Bett 9 EUR
Super große moderne Herberge mit vielen Zimmern. Sehr schöne Einrichtung mit größer Küche.
Tag13 Santo Domingo de la Calzada – Belorado
Entfernung 23km – Höhenunterschied 350m Aufstieg, 240m Abstieg
Die heutige Etappe war die bisher langweiligste. Der Camino, der nach Belorado führt, verläuft fast auf seiner gesamten Länge parallel zur Seite einer viel befahrenen Nationalstraße. Auf dem Camino wandert man nicht immer durch schöne Landschaften. Dies ist der größte Unterschied zwischen Pilgern und Wandern.
Mittlerweile habe mich ziemlich an den Tagesablauf auf dem Camino gewöhnt und alle Schritte sind zur Routine geworden. Früh aufstehen, frühstücken und zum heutigen Ziel laufen. In der Unterkunft angekommen, wird geduscht, gewaschen, gegessen dann schlafen gehen, sobald man müde ist.
Den Camino zu laufen ist im Grunde eine Wiederholung dieses Vorgangs.
Da die meisten Pilger eine ähnliche Strecke gehen, wird es unterwegs immer wieder bekannte Gesichter geben. Einerseits ist es schön, mehr Pilgerbekanntschaften zu haben, aber andererseits ist die Wahrscheinlichkeit, heute in der gleichen Herberge zu sein wie der schnarchende Pilger von gestern, nicht gerade gering.
Als ich in Belorado ankam, stellte ich fest, dass die Person, die für meine gestrige Schlaflosigkeit verantwortlich war, in der gleichen Herberge und natürich auch im selben Zimmer übernachtete. Da war mir bereits klar, dass der heutige Camino kein guter Tag war.
Albergue Cuatro Cantones
Bett 10EUR
Der Schlafsaal im Dachgeschoss war sehr geräumig und hell. Schöner Garten mit Pool.
Tag14 Belorado – San Juan de Ortega
Entfernung 24km – Höhenunterschied 482m Aufstieg, 258m Abstieg
Auf der heutigen Strecke steht die Überquerung der Montes de Oca (Oca Berge) an. Früher war Montes de Oca dafür bekannt, ein sehr gefährlicher Ort für Pilger zu sein, da sich in den dichten Wäldern Räuber versteckten.
Jetzt ist es natürlich sehr sicher und die Strecke ist landschaftlich schöner und angenehmer als die langweilige Strecke von gestern.
Mein Ziel für den Tag war die Ages, aber plötzlich begannen meine Knöchel leicht zu schmerzen. In San Juan de Ortega, kurz vor Ages, gibt es eine Klosterherberge, die die schlechtesten Bewertungen überhaupt hat. Ich wäre lieber nicht hier geblieben, aber meine Knöchel taten wirklich weh, also hatte ich keine Wahl.
Mein Eindruck von dieser Herberge war aber gar nicht so schlecht. Ok, das Essen war definitiv nicht gut, aber der Rest ist wie in jeder anderen öffentlichen Herberge auch.
Albergue Monasterio de San Juan de Ortega
Bett 10EUR
Eine ältere Herberge im Kloster. Das Abendessen schmeckt nicht aber keine Alternative vorhanden vor Ort.
Tag15+16 San Juan de Ortega – Burgos
Entfernung 26km – Höhenunterschied 223m Aufstieg, 352m Abstieg
Morgens aufgrund von Kälte wach geworden. Mein Schlafsack ist eigentlich recht warm (3 Saison Schlafsack) aber mittlerweile brauche ich eine zusätzliche Decke von der Herberge.
Als ich im Ages-Café frühstückte, stellte ich fest, dass ich nur noch 3,50 Euro in der Tasche hatte. Zum Glück bekommt man in Spanien einen guten, frisch gebrühten Kaffee für 1,20 Euro! Die Besitzerin des Cafés erzählte, dass der nächste Geldautomat erst in der Stadt vor Burgos zu finden sei.
So muss ich heute mit nur 1,30 Euro in der Tasche (ja, ich habe zum Kaffee natürlich auch ein Croissant gegessen) nach Burgos laufen.
Zwischen Atapuerca, der nächsten Stadt nach Ages, und Villafria, der Stadt vor Burgos, regnete und stürmte es so stark, dass ich am liebsten in einem Café angehalten hätte, doch ich musste weiterlaufen, da ich kein Geld hatte. Es ist geradezu absurd, bei diesem Wetter 15 km zu laufen, aber den Camino zu gehen bedeutet, dass man auch bei schlechtem Wetter einfach immer weitergehen muss.
Während des Camino ist es sehr wichtig, immer genügend Bargeld zu haben. In vielen Kleinstädten gibt es keine Geldautomaten und viele Herbergen akzeptieren ebenfalls nur Bargeld.
Als ich klatschnass in Villafria ankam, hatte ich das Glück, ein Café zu finden, in dem ich mit Karte bezahlen konnte.
Villafria liegt kurz vor Burgos und viele Pilger fahren von hier aus mit dem Bus nach Burgos. Denn die Strecke nach Burgos ist eine vierspurige Hauptstraße, die durch ein nicht sehr ansehnliches Industriegebiet führt. Ich überlegte auch kurz den Bus zu nehmen, denn es ging mir nicht besonders gut. Meine Knöchel taten noch immer weh und meine Schuhe waren vom Regen durchnässt. Aber ohne Bargeld konnte man nicht mit dem Bus fahren.
Es wird sicherlich irgendwo in Villafria einen Geldautomaten geben, aber ich wollte keine unnötigen zusätzlichen KM laufen, um einen zu finden. Egal, wollte ja den ganzen Camino zu Fuß laufen. In den Bus einzusteigen, fühlte sich ohnehin mehr oder weniger falsch an.
Ich habe bereits zwei Nächte bei einer Unterkunft in Burgos gebucht. So konnte ich mehr oder weniger entspannt die letzten Kilometer nach Burgos laufen. Dieser Abschnitt war wirklich hässlich. Die Engländerin, mit der ich heute zusammengelaufen bin, sagte dazu „a Waste of Time“.
Den Camino läuft man nicht wegen der schönen Landschaft, hört man immer wieder. Langsam begreife ich was damit gemeint ist.
Die Stadt Burgos ist übrigens ideal gelegen, um eine Camino-Pause einzulegen. Eine sehenswerte gigantische Kathedrale, eine schöne Altstadt und Cafés und Tapas Bars mit „normalen“ Menschen, die nichts mit Pilgern zu tun haben.
Viele Pilger meiden in einer größeren Stadt wie Burgos zu übernachten, ich dagegen liebte diese Abwechslung und hatte eine gute Zeit!
Happy Hostal Carrales
Einzelzimmer 22,5EUR/Nacht
Super schönes Hostel nur mit Privatzimmer. Frisch renoviert, Bad mit Regen-Dusche!
Im zweiten Teil geht es durch die Provinz Castilla y Leon.
Fragen, Tipps, Kommentare? Gerne!