In Japan werden Weihnachten, wie auch Silvester und die Neujahrstage ein wenig anders gefeiert, als wir dies zu Hause in Deutschland gewöhnt sind.
Die meisten Japaner sind vom Glauben her eine Mischung aus Buddhisten und Shintōisten. Das Weihnachtsfest ist in Japan also eher Nebensache, wobei natürlich an jeder Ecke versucht wird mit dem Thema ordentlich Umsatz zu machen.
So richtig interessant und dann auch irgendwie besinnlich, wird es in Japan dafür aber zu Silvester und in der ersten Woche im neuen Jahr!
Weihnachten ist Illumination Zeit
Weihnachten wird in den Städten Japans vor allem durch ein Wort bestimmt. Illumination.
Jedes Kaufhaus, jede größere Straße oder Platz werden mit knallbunten aber irgendwie ungemütlich kalt wirkenden LED Lichterketten beleuchtet.
Zeitgleich sind zusätzlich noch Winter Illumination Installationen zu sehen, bei denen bei der Motivwahl keinerlei Grenzen gezogen werden. In Hiroshima erinnerte die Hauptstraße eher an eine extrem kitschige Märchenwelt, als an Winter oder gar Weihnachten.
Die absolute Überdosis gibt es dann in Themenparks wie Huis Ten Bosch nähe Nagasaki, mit seinem Kingdom of Lights Event, wo gleich 13 Millionen solcher Birnchen die Massen begeistern.
Daneben sind Hühnchen Gerichte an Heiligabend der Renner – KFC bietet dafür ganz spezielle Christmas Menüs an – und eine kleine Weihnachtstorte aus einem guten Kaufhaus ist quasi Pflicht und kann schon Wochen vorher bestellt werden.
Außerdem wird die freie Zeit eher mit dem Partner oder einem Flirt beim Shoppen und in Cafés verbracht, als mit der Familie zu Hause. Es ist ja schliesslich das Fest der Liebe.
Japans Juweliere & vor allem Love Hotels haben an diesen Tagen regelrecht Hochsaison!
In einigen Städten wie Osaka oder Fukuoka gibt es sogar kleine Weihnachtsmärkte, ganz nach deutschem Vorbild. Verkauft werden vor allem Wurst, Glühwein und Bier aus Europa, sowie der wohl teuerste Christmas Stollen der Welt.
Mit karaokeartigen Christmas Cover-Songs im Hintergrund, ist dies alles schon ein irgendwie schräges Erlebnis.
Mit 108 Glockenschläge ins neue Jahr
Traditioneller & vor allem dann auch ruhiger, wird es an Silvesterabend.
Grosse Parties finden nicht wirklich statt und dicke Feuerwerke sind ebenfalls Fehlanzeige. Stattdessen wird genüsslich die letzte Nudelsuppe des Jahres geschlürft, Toshikoshi Soba.
Je länger die Nudel, desto länger das Leben!
Um Punkt 0 Uhr begrüssen die Tempel mit 108 Glockenschlägen das neue Jahr. Ein wunderbarer Klang der sich den Weg durch die Straßen sucht und um einiges angenehmer ist, als diese überzogenen Böllerwerferei bei uns mittlerweile.
Die meisten Japaner starten das neue Jahr an einem Shinto-Schrein, wo sich teilweise schon Stunden vorher lange Schlangen bilden.
Es wird gebetet & gewünscht und dies zieht sich dann auch über die gesamten ersten 3 Neujahrstage so.
Ausnahmsweise haben Japaner an diesen Tagen mal frei (auch die Küche bleibt kalt, denn an den Tagen vorher wurde schon fleissig gekocht oder fertiges eingekauft, denn an Neujahr soll keiner in der Küche stehen!).
Die Neujahrswünsche werden entweder selbst verfasst oder auch am Schrein, wie eine Art Glückskeks, gekauft und an genau diesem Schrein dann auch wieder aufgehangen.
Wer auf Nummer sicher für das kommende Jahr gehen möchte, der findet an einem Schrein mehr als genug weitere Hilfsmittel um sein Glück positiv zu beeinflussen. Kostenpflichtig versteht sich.
Das ganze bekommt zudem noch eine unterhaltsame Jahrmarkt Atmosphäre, da so gut wie jeder Schrein zusätzlich noch Neujahrsverlosungen anbietet. Die Gewinne werden via Lautsprecher für alle regelmäßig durchgesagt.
Wie auf dem Foto zu sehen, passiert dies dann auch oft direkt nebeneinander. Links werden Plasma Bildschirme, Bahntickets oder Hotel-Übernachtungen verlost und direkt daneben wird andächtig zu den Göttern gebetet.
Ebenfalls wichtig zu Neujahr ist es frische Mochi, japanischen Klebereis zu essen.
Mein Favorit davon ist die Variante, welche mit süssen roten Bohnen gefüllt und leicht kross gegrillt werden! Einfach köstlich und ganz besonders hier in Fukuoka derzeit an jeder Ecke zu bekommen.
Bei den kalten Temperaturen die wir zu Neujahr hatten, sind die außerdem hervorragende Händewärmer…
Das total verrückte Teufelsfeuer
Am 7. Januar findet zudem noch ein ganz spezielles Fest in der Nähe von Fukuoka statt, welches zu Japans 3 größten Feuerfestivals gehört und schon seit mehr als 1.600 Jahren zelebriert wird.
Das Daizenji Tamataregu Oniyo Fest, bei dem „böse Geister & Dämonen“ aus dem letzten Jahr vertrieben werden.
Nicht nur laufen bei Eiseskälte Gruppen von nur dürftig bekleideten Männern mit brennenden Fackeln laut schreiend um einen mehrere hundert Jahre alten Schrein aus Holz.
Nein, es wird dabei auch ordentlich Sake getrunken und nur darauf gewartet, 6 riesengroße Fackeln zeitgleich zu entzünden und diese quer durch die Anlage zu tragen!
Natürlich fliegt dabei jede Menge Glut quer durch die Luft und trotzdem möchte jeder so nah wie möglich am Feuer sein. Denn wer Asche auf sein Haupt bekommt, dem erwartet ein glückliches Jahr.
Wir sorgten zum richtigen Zeitpunkt noch für ordentlich Abstand und waren trotzdem gut von der herunterfallenden Asche bedeckt und merkten die Hitze im Gesicht.
2016 dürfte demnach ein sehr gutes Jahr für uns werden!
Bevor die 13 Meter großen Fackeln aber nach und nach und mit reiner Muskelkraft brennend durch die Anlage getragen werden, taucht auch noch der Teufel auf und es wird wie wild getrommelt.
Durchaus das verrückteste Fest, welches ich in Japan bisher selbst miterleben konnte!
Wenn Du also zum 7. Januar in Japan und in der Nähe sein solltest, der Ort Daizenji ist wo Du dieses Fest erleben kannst. Ab 19 Uhr ziehen die Männer durch die Straßen Richtung Schrein und um ca. 21 Uhr (eher später), werden die großen Fackeln entzündet.
Wenn Du Neujahr also etwas spezieller feiern möchtest, auf nach Japan!
weitere Eindrücke vom Fest:
Fragen, Tipps, Kommentare? Gerne!