Am Fuße des höchsten Berges Deutschlands, der Zugspitze, erstreckt sich das Reintal. Dieser kleine Abenteuerspielplatz befindet sich gleich hinter der Partnachklamm, einem beliebten Ausflugsziel in Garmisch-Partenkirchen.

Das Reintal bietet viele schöne Wanderwege, verschiedener Schwierigkeitsgrade und Länge. Die meisten Wanderer kommen aber sicherlich hierher, um die Zugspitze zu erklimmen. Denn die Route durch das Reintal via Knorrhütte, gehört zu den „leichtesten“ Wanderwegen, um den Gipfel der Zugspitze zu erreichen und ist entsprechend beliebt.
Für uns ging es diesmal nicht auf die Zugspitze, sondern auf eine zweitägige Wanderung nach Ehrwald im österreichischen Tirol.
Eine landschaftlich sehr reizvolle und aussichtsreiche Route für Genusswanderer wie uns, mit einem Höhenunterschied von etwa 800 Meter und einer Gehstrecke von lediglich 15 km pro Tag.
Nichtsdestotrotz liegt der höchste Punkt auf über 2.000 Metern und die Strecke führt teilweise über einiges an Geröll, sodass auch hier ein gewisses Maß an Trittsicherheit und Schwindelfreiheit eine Mindestvoraussetzung für den Weg ist.
Da die Partnachklamm eine bei Touristen aus aller Welt – mit mehr als 300.000 Besuchern pro Jahr – sehr gefragte Sehenswürdigkeit ist, erwarteten wir, dass auch im Reintal ordentlich was los sein würde.
Doch der größte Teil der Besucher kehrt nach dem Besuch der Klamm direkt wieder um nach Garmisch-Partenkirchen. Sicherlich mit einem Zwischenstopp in Toni Bartl Kaiserschmarrn-Alm, zumindest würden wir dies so empfehlen.
Es war also eine entspannte und ruhige Wanderung für uns. Perfekt um vom Alltag zu entspannen!
Obwohl wir in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen wohnen, kannten wir das Reintal nur als Route für die Besteigung der Zugspitze. Doch es gibt viele weitere lohnende Optionen. Selbst, wenn es nur auf ein kühles Getränk in den Biergarten der Bockhütte geht.
In diesem Artikel zeigen wir euch, warum das Reintal ein tolles Wandergebiet ist. Ganz gleich, wohin der Weg letztendlich dann führt.
Partnachklamm
Der Ausgangspunkt der Partnachklamm ist beim alten Olympia-Skistadion, ca. 2 km nordöstlich des Zentrums von Garmisch-Partenkirchen. Neben dem Skistadion befindet sich auch direkt die Talstation der Eckbauer Bahn.
Obwohl der Parkplatz recht groß ist, füllt er sich daher an Wochenenden und in der Ferienzeit schnell, sodass es empfehlenswert ist, frühzeitig anzureisen, wenn man hier noch eine Lücke finden möchte.
Es ist ein Wanderparkplatz und man kann bis zu 3 Tage für 2,50 Euro pro Tag parken. Ein sehr fairer Preis.
Die Partnachklamm selbst ist vom Parkplatz in ca. 20 Minuten zu Fuß entlang der Partnach zu erreichen. Für Besucher, die sich den Fußweg sparen wollen oder wirklich romantisch darauf sind, stehen auch Pferdekutschen zur Verfügung.
Die Partnachklamm ist, wie der Name schon vermuten lässt, eine von der Partnach im Laufe der Jahre geschliffene Klamm. Sie ist 800 Meter lang, bis zu 80 Meter tief und wird noch immer von der Partnach erodiert, wobei sie jedes Jahr um etwa 1 cm wächst.
Die Klamm ist recht wetterempfindlich und wird bei starkem Regen, Steinschlag und Frost oft aus Sicherheitsgründen geschlossen. Aber selbst bei schönem Wetter ist es unmöglich, die Klamm komplett trocken zu verlassen. Es tropft dann doch recht ordentlich von den Felswänden.
An einem heißen Sommertag ist es eine sehr angenehme Erfrischung, aber bei schlechtem Wetter kann es auch entsprechend kalt werden, und eine Regenjacke einzupacken, ist bei einem Besuch der Klamm keine schlechte Idee.
Im Inneren der Klamm führt ein schmaler Fußweg direkt entlang des reißenden Stroms der Partnach und es geht auch durch den einen oder anderen recht niedrigen Tunnel.
Die Reflexion der Sonnenstrahlen auf dem Wasser, das sich zwischen den schmalen Felswänden spiegelt, ist ein beeindruckender Anblick und lässt einen länger in der Klamm verweilen, als man ursprünglich plante.
Juni – September: 08:00 – 20:00 Uhr
Oktober – Mai: 08:00 – 18:00 Uhr
Eintritt Erwachsene 7,50 EUR (es gibt mittlerweile Automaten, Online-Tickets und ein Drehkreuz)
Aktuelle Hinweise gibt es auf der offiziellen Webseite.
Wanderung durchs Reintal
Hinter der Partnachklamm beginnt auch direkt das Reintal. Von hier aus starten viele Wander,- sowie Mountainbikestrecken und es eröffnet sich ein kleines Outdoor-Paradies.
Wie ich zu Beginn erwähnte, wurde der Wanderweg ins hintere Reintal schnell einsam, obwohl es ein sonniges Wochenende in der Hochsaison und die Partnachklamm gut besucht war. So mögen wir das!
Unser Ziel für den Tag ist die Reintalangerhütte. Der Weg zur Hütte ist anfangs ein normaler Waldweg, der nur leicht ansteigt und sehr einfach zu gehen ist. Die Partnach fließt stetig auf der linken Seite mit, ideal um sich zwischendrin mal zu erfrischen, und man ist von Bergen immer umgeben, was die Wanderung zu einem reinen Vergnügen macht.
Erst nach der Bockhütte wird der Weg ein wenig steiler. Die 2011 renovierte Bockhütte bietet zwar keine Übernachtungsmöglichkeiten, ist aber ein guter Ort zum Rasten oder auch als Ziel für eine kleine Tageswanderung.
Wenn der Partnach-Wasserfall in Sicht kommt, ist die Reintalangerhütte nicht mehr weit entfernt.
Das Reintal ist zwar von riesigen Bergen umgeben, aber es gibt dennoch recht wenig Schatten. An einem sonnigen Tag kann die Wanderung daher ziemlich schweißtreibend werden.
Zum Glück liegt Reintalangerhütte direkt an der Partnach, wo man mit einem Bier in der Hand die Füße in den Fluss tauchen und nach einem langen Wandertag ungestört entspannen kann.
Das Wasser Der Partnach ist allerdings selbst im Hochsommer so kalt. Die Luftmatratze kann also zu Hause bleiben!
Übernachtung in der Reintalangerhütte
Diese traditionelle Berghütte auf 1.369m Höhe wurde 1912 erbaut und steht unter Denkmalschutz.
Die Hütte gehört zur Sektion München des DAV und ist wegen ihrer Lage bei Wanderern entsprechend beliebt. Neben dem Matratzenlager gibt es mehrere private Räume und wir hatten das Glück, einen davon noch zu erwischen.
Das Gebäude selbst ist zwar alt, aber gut gepflegt und wir hatten eine sehr komfortable Nacht. Wurden sogar von Gitarrenmusik am Morgen, sanft geweckt. Ein netter Service.
Die Bäder sind auch schon etwas in die Jahre gekommen und die Anzahl der Toiletten ist im Vergleich zu den Gästen etwas gering. Längere Warteschlangen sind daher recht normal und müssen mit eingeplant werden.
Aber es ist doch eh ein Luxus, in dieser Umgebung überhaupt eine heiße Dusche zu bekommen, oder? Duschen ist übrigens kostenpflichtig. Eine Duschmünze kostet 3 Euro und man kann 4 Minuten lang duschen.
Die Pächter als auch das Personal der Hütte sind mega freundlich und aufmerksam. Das Abendessen (selbst gebackener Kuchen zum Nachtisch!) und das Frühstück (super Kaffee!) waren einfach aber lecker und mehr als ausreichend.
So gut wie alle Beschränkungen sind seit 2023 aufgehoben. Aktuelle Informationen und direkten Kontakt gibt es auf der offiziellen Webseite der Reintal Angerhütte.
Aufstieg zur Knorrhütte
Am nächsten Morgen geht es frisch gestärkt und mit der Sonne im Nacken weiter zur Knorrhütte. War die Tour bisher eine angenehme und leichte Wanderung, beginnt hier der eigentliche Aufstieg!
Die Entfernung zur Knorrhütte beträgt nur 3,8 km, der Höhenunterschied aber liegt bei 680 Metern. Allein an diesen Zahlen erkennt man, wie steil die zu erwartende Strecke ist. Wir schlängelten uns also in aller Ruhe im Zickzack nach oben und freuten uns unterwegs über einen kleinen erfrischenden Brunnen.
Der Aufstieg führt zudem größtenteils über Geröll und wir waren froh, unsere Wanderstöcke dabei zu haben. Auch wenn man diese auf Geröll bzw. steinigem Untergrund ja eigentlich nicht nutzen sollte, unterstützen sie auch hier.
Der letzte Anstieg, nachdem die Knorrhütte in Sicht kommt, ist nochmals kräftezehrend, aber die Aussicht von der Hütte ist atemberaubend und jede Mühe wert.
An der Knorrhütte teilt sich der Weg und für Wanderer, die zur Zugspitze aufsteigen, sind ab hier noch einmal über 900 Höhenmeter zu bewältigen.
Bei der 3-tägigen Zugspitzaufstiegstour besteht die Möglichkeit, den ersten Tag auf der Reintalangerhütte und am zweiten Tag den Rucksack auf der Knorr Hütte zu lassen, bevor man die Zugspitze besteigt und anschließend zur Knorr Hütte zurückkehrt.
Es besteht auch die Möglichkeit, mit der Seilbahn vom Gletscherbahnhof am Zugspitzblatt auf die Zugspitze zu fahren, was ca. 400 Höhenmeter erspart.
Wenn man also die Knorrhütte erst erreicht hat, ist die Zugspitze nicht mehr so weit entfernt und das Gröbste bereits geschafft!
Die meisten Hütten des DAV können online gebucht werden. Sowohl die Reintalangerhütte als auch die Knorrhütte sind beide sehr beliebt und Privatzimmer oder Betten sind schnell ausgebucht.
Das Matratzenlager scheint dagegen meistens einen freien Platz zu haben, aber zumindest am Vortag sollte man sich einen Platz reservieren. So erspart man sich selbst und auch dem Hüttenwirt eine unnötige Überraschung.
Übers Gatterl nach Ehrwald
Nach einer kurzen Pause an der Knorrhütte wanderten wir in Richtung Ehrwald, dem Ziel unserer Tour.
Als wir an der Knorrhütte ankamen, hatten wir den größten Teil des Aufstiegs für die heutige Tour bereits hinter uns, sodass wir ab hier eine schöne Wanderung mit Panoramablick genießen.
Um von der Knorr-Hütte nach Ehrwald auf der österreichischen Seite zu gelangen, muss man das Gatterl überqueren, das an der deutsch-österreichischen Grenze liegt.
Gatterl liegt auf 2024m, das ist fast die gleiche Höhe wie die Knorr Hütte. Von hier aus ist der Weg viel einfacher zu verfolgen. Er ist schmal und etwas ausgesetzt, aber solange man auf seine Tritte achtet, hat man einen tollen Panoramaweg mit Blick auf das Reintal.
Es scheint, dass es mehr Wanderer gibt, die von Ehrwald zur Knorrhütte oder vielleicht zur Zugspitze wandern, als solche, die von der Knorrhütte nach Ehrwald wandern.
Hinter Gatterl gibt es einen kleinen Abschnitt, der durch Seil gesichert ist. Dies ist die einzige Stelle auf der Tour, an der man ein wenig vorsichtig sein muss, aber sie ist sehr harmlos, da sogar Chizuru, die Höhenangst hat, sie ohne Probleme passieren konnte.
Die Aussicht auf der österreichischen Seite ist nicht weniger beeindruckend, sodass es schwerfällt, weiterzugehen.
Zum Glück ist Ehrwald nicht mehr weit entfernt und man kann auf dem Weg die Aussicht vom Feldernjöchl (2.041 m) und Brandjoch (2.120 m) genießen.
Ehrwald liegt an der Zugspitzarena zwischen Wettersteinkette und Mieminger Kette und ist im Winter ein bekanntes Skiparadies (vor allem für Niederländer).
Natürlich ist es auch im Sommer ein beliebtes Reiseziel, dank der zahlreichen Wander- und Mountainbikestrecken. Auch der Seebensee und der Drachensee, zwei der bekanntesten Instagram-Hotspots, befinden sich in diesem Gebiet.
Die Bergstation der Ehrwalder Almbahn verfügt über ein großes Restaurant, einen Kinderspielplatz und sogar einen Seminarraum. Wir scherzen immer, dass die öffentlichen Toiletten hier die luxuriösesten und saubersten in Österreich sind.
Man kann auch zu Fuß nach Ehrwald absteigen, aber wir haben uns dieses Mal für die Seilbahn nach unten entschieden.
Die Talfahrt ist mit 12 € pro Person nicht ganz günstig, aber sie war genau das Richtige für unsere müden Beine nach zwei Wandertagen. Zudem kennen wir die Forstraße schon von unserem letzten Aufstieg Richtung Seebensee.
Der Bahnhof in Ehrwald ist noch 3,5 km von der Talstation der Almbahn entfernt, aber es gibt eine regelmäßige Busverbindung.
Der Blick auf die Zugspitze vom Ehrwalder Bahnhof ist so gewaltig, dass es nicht schwerfällt, auf den Zug zu warten, der nur einmal pro Stunde kommt.
Garmisch-Partenkirchen ist nur 20 Minuten mit dem Zug entfernt. Es fühlte sich ein wenig seltsam an, die Strecke, die wir zwei Tage lang gelaufen waren, in 20 Minuten zurückzulegen.
Vom Bahnhof in Garmisch-Partenkirchen sind es ca. 2 km bis zum Olympia-Skistadion, wo wir vor zwei Tagen unser Auto geparkt hatten. Diese 2 letzten Kilometer auf einer flachen Straße in einem normalen Wohngebiet zieht sich und ist überraschend anstrengend. Das nächste Mal werden wir wohl einfach komplett mit der Bahn anreisen.
Bei solchen Touren in die Berge möchten wir euch eine Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein ans Herz legen. Nicht nur ist man bei Unfällen und Notsituationen entsprechend versichert, sondern unterstützt man so auch die Pflege der Wanderwege. Als Schmankerl gibt es außerdem einen ordentlichen Rabatt auf Übernachtungen in Berghütten.
Karin Reheis
Die Tour hört sich fantastisch an. Wir (4 Erwachsene)möchten diese gerne mit unserem Hund (4 Jahre junger, fitter Labrador) gehen. Abgesehen von der Hüttenübernachtung in der Reintalangerhütte (da fragen wir natürlich vorher an) stellt sich die Frage, ob alle Wege gut mit Hund zu bestreiten sind. Oder gibt es Streckenabschnitte an denen man sich nur mit Seil vorwärts bewegen kann oder ähnliche Schwierigkeiten?
Oliver
Servus Karin.
Euer Labrador sollte keine Schwierigkeiten mit der Tour haben. Die einzige etwas knifflige Stelle ist ggf. der kurze Abstieg am Gatterl. Dort wird es für ein paar Meter etwas steiler und ist mit einem Seil gesichert. Die Stelle ist allerdings recht breit (siehe Foto hier im Artikel). Denke, da spaziert er recht entspannt runter. Da dort auch mehrere Schilder stehen bzgl. Hunde an die Leine da Schafweide, scheinen dort ohnehin einige mit Hund unterwegs zu sein.
Bei der Hütte genau, einfach anfragen, tagsüber sind dort jedenfalls einige mit Hund unterwegs.
Viel Spaß
Olli