Nach unseren durchaus sommerlichen Tagen im Denali Nationalpark machten wir uns mit dem Bus auf in die winzige Hafenstadt Whittier. Dort wechselten wir auf eine Fähre des Alaska Marine Highways um diese sagenhafte Landschaft auf einer ganz besonderen Weise entdecken zu können.
Unterwegs stoppten wir noch für ein paar Nächte in dem Küstenort Seward, welcher auf der Kenai-Halbinsel liegt. Zum ersten mal begrüßte uns dort auch ein eher raues Wetter, was dann schon irgendwie mehr unseren Vorstellungen von Alaska entsprach.
Wenn Du verschiedenste Wale und gigantische Gletscher hautnah in Alaska erleben möchtest, dann führt eigentlich kein Weg an der Kenai-Halbinsel vorbei! Dazu aber später mehr.
Von Denali via Anchorage nach Seward
Die heißen und trockenen Tage der vorhergegangen Wochen gingen jedenfalls nicht spurlos an der Natur vorbei. Waldbrände hätten uns fast den Weg nach Anchorage versperrt, da ein großes Feuer über den dort einzigen Highway sprang und dieser aus Sicherheitsgründen für fast einen kompletten Tag gesperrt werden musste!
Wir hatten Glück und konnten am darauf folgenden Tag mit einem Begleitfahrzeug der Feuerwehr die ganzen, mittlerweile leider abgebrannten, Wälder passieren.
An einigen Stellen qualmte es noch ordentlich und die Feuerwehr hatte auch weiterhin gut zu tun, damit die Brände nicht erneut aufflammten.
Kein schöner Anblick, vor allem wenn es an abgebrannten Häusern vorbei geht, und man eine ganze Existenz in Schutt und Asche liegen sieht. Leider war dies auch nicht der letzte Waldbrand auf unserer Route!
Diese hohen Temperaturen über eine so lange Zeit sind übrigens keineswegs normal in dieser Region. Jedes Jahr wird es wohl schlimmer und in einigen Regionen taut bereits der Permafrostboden auf, dessen negative Folgen u.a. auch im Denali Nationalpark zu spüren sind.
Nicht nur die Gletscher schmelzen uns also so langsam weg!
In Anchorage selbst hatten wir nur einen kurzen Stopp, ehe es über den einzigen Scenic Highway Alaskas weiter nach Seward ging.
Wer in der Zeit nicht durch die Mittagshitze der Stadt laufen mag, kann sich im Anchorage Museum bequem die Zeit vertreiben. Tickets gibt es kostenlos beim Kauf des Bustickets mit dazu.
(was vor allem der Tatsache zu verdanken ist, dass es die Busse so gut wie nie pünktlich zum Ziel schaffen!)
Der Seward Highway verläuft ab Anchorage durch die Kenai-Berge bis ins gleichnamige Städtchen Seward. Vorbei an ersten beeindruckenden Gletschern, so einigen Seen und winzigen Dörfchen wie Moose Pass.
Wären wir mit dem eigenen Auto unterwegs gewesen, hätten wir Seward wahrscheinlich nie erreicht, denn einen Aussichtspunkt nach dem anderen gibt es auf dieser spektakulären Strecke!
Wie zum Beispiel dem Beluga Point, im Sommer beliebt bei Kitesurfern und den weißen Beluga Walen! Welch grossartige Kombination ist das denn bitte? Wer dort ausreichend Geduld mitbringt, kann diese wunderbaren Tiere sogar vom Straßenrand aus sehen!
Im Winter muss es laut unserem Busfahrer dort ebenfalls ein Heidenspass sein, denn dann verwandeln sich die einzelnen Berghänge zu Spielwiesen für Schneemobile. Je mehr Schnee und eisiger der Wind, desto besser anscheinend!
Wieder ein neuer Punkt für unsere Reise-Todo.
Hafenstädtchen Seward
Seward ist ein kleines, sehr charmantes Hafenstädtchen, dem man das raue Wetter auch durchaus ansieht. Nicht nur hat man dort das Meer direkt vor der Tür, sondern auch einige imposant mit Schnee & Eis bedeckte Berge rundherum.
Alaska wie aus dem Bilderbuch!
Dies macht Seward bei Touristen aus aller Welt extrem beliebt und entsprechend schwer ist es eine bezahlbare Unterkunft zu finden.
Sehr empfehlen können wir das Hostel Nauti Otter. Nicht nur ist die Besitzerin super entspannt & ebenfalls absolut reisebegeistert, sie vermietet auf ihrem Grundstück auch echt urige Kabinen.
Der günstige Preis pro Tag hat allerdings den Haken, dass das Hostel nicht im Stadtzentrum ist und man die knapp 9 Kilometer zum Zentrum entweder zu Fuß oder via Taxi zurücklegen muss.
Dafür ist der Weg aber auch echt sehenswert. Es geht an Häusern vorbei, wo man nicht unbedingt erwarten würde, dass da Leute überhaupt noch drin wohnen …
… und an Wildlife mangelt es ebenfalls nicht! So gleiten nicht nur ständig Weiss-Kopfadler über einem hinweg, wir entdeckten auch ein großes Nest in dem der Nachwuchs gerade gefüttert wurde direkt neben der eigentlich viel befahrenen Straße!
Unbedingt auch nach Moose & Schwarzbären Ausschau halten, die dort ebenfalls entlang der Straße unterwegs sind und denen man nicht unbedingt überraschend gegenüber stehen möchte.
Für die letzten Kilomater lässt sich ab der Tourist Information dann auch ein kostenloser Shuttle Bus nutzen, welcher regelmäßig durch die Stadt kreist.
Im Mai / Juni ist Lachs Saison und wir konnten ein paar dieser Leckerbissen an einem kleinen Wasserfall beobachten, wie sie versuchten entgegen der Strömung hochzuspringen.
Als wir die meist erfolglosen Versuche so beobachteten, bekommt man zumindest eine weitere Erklärung, warum die Population dieser Lachssorte stetig zurück geht.
Viele Lachse bekamen wir aber eh nicht zu sehen und meine Theorie dazu ist ja, dass einfach viel zu viele Fischer direkt am Fluss Tag täglich stehen und die Lachse dort direkt abfangen.
Die Stadt Seward war so nett entlang des Ufers bequeme Holzbänke zu verteilen, von denen sich hervorragend Otter und neugierige Seehunde beobachten lassen.
Dafür ist auch eine kleine Tour mit dem Fahrrad oder Kanu runter bis zur Resurrection Bay zu empfehlen. Toller Blick auf die Berge, einzelne Wasserfälle und jede Menge Otter unterwegs.
Mit einem Fernglas lassen sich von dort sogar schon Wale & Porpoise Delfine entdecken. Einfach die Tourboote im Auge behalten, bleiben diese stehen, schwimmt etwas vor denen her!
Unterwegs auf dieser Strecke lässt sich am Lowel Point bei Millers Landing gut eine Pause einlegen. Der dort einzige Shop mit Snacks, frischem Kaffee und einer netten Terrasse.
Wer mag, kann sich dort auch Kanus ausleihen und eine Runde selbst los paddeln oder auch direkt dort campen.
In Alaska zu Campen oder direkt einen Wohnwagen zu mieten, ist eh eine gute Alternative zu den eher teuren & wenig vorhandenen Unterkünften. Einfach mal Preise und die große Auswahl an Angeboten bei Anbietern wie Campanda.de vergleichen.
Solch einen Blick auf die Berge wie in Seward bekommt man jedenfalls nur selten geboten!
Ein Örtchen namens Whittier
Da in Seward keine Anlegestelle für die großen Schiffe des Alaska Marine Highways ist, ging es für uns mit einem kleinen Shuttle-Bus weiter ins Städtchen Whittier.
In Whittier ist der Hafen größer als die Stadt selbst und so gut wie alle Einwohner wohnen in diesem schicken Plattenbau, eine Hinterlassenschaft des US Militärs.
Ebenfalls recht interessant ist die Tatsache, dass Whittier nur über einen einzigen, einspurigen Tunnel zu erreichen ist, der sowohl von Autos als auch von der Bahn genutzt wird.
Für die Anreise also unbedingt ausreichend Zeit einplanen, denn es gibt nur ganz bestimmte Zeitfenster für jedes Verkehrsmittel und Fahrtrichtung!
Wale, Gletscher & Eisberge
Da unser Bus nun Vormittags in Whittier ankam und das Boarding unserer Fähre erst gegen Abend startete, entschieden wir uns kurzfristig an einer Bootstour durch Prince William Sound teilzunehmen. Es gibt ja einen durchaus schlechteren Zeitvertreib.
Ursprünglich wollten wir an solch einer Tour bereits in Seward teilnehmen, da besonders die Kenai Halbinsel quasi eine Walgarantie hat. Allerdings war das Wetter so grau und neblig, dass wir darauf verzichteten.
Die Gegend rund um Prince William Sound ist vor allem für seine unzähligen Gletscher und, zumindest derzeit noch, gigantischen Eisfelder bekannt, welche auch Hauptaugenmerk der dortigen Touren sind.
Wir entschieden uns für die längste Tour, dem 26 Glacier Cruise von Phillips Cruises, welche eine große mehrstündige Runde durch die Fjords drehen und wir hatten dabei sehr viel Glück!
Schon kurz nach Start wurden wir von mehreren Porpois Delfinen begleitet, die in der Gischt des Schiffes spielten und eine ordentliche Show ablieferten. Da könnte ich ja stundenlang zusehen!
Tickets lieber vorher online reservieren, denn in Whittier landen auch alle großen Kreuzfahrtschiffe und wir kamen auch nur noch via Standby Liste aufs Boot.
Das gute an diesen Tourbooten war, dass wann immer Wildlife zu sehen war, der Kapitän langsamer wurde und wir raus auf ein großes Aussichtsdeck konnten. Zusätzlich erklärte ein Ranger des Nationalparks, der dort immer mit an Board ist, was man überhaupt gerade bestaunt.
Insgesamt also sehr toll umgesetzt und keine Hetzjagd auf die einzelnen Tiere, wie man es ja von so manch anderen Ländern kennt.
Es dauerte auch nicht lang, bis wir auf die ersten Eisschollen stiessen, die von mehreren Seelöwen belagert wurden. Von unserer Anwesenheit waren diese Tiere zum Glück total unbeeindruckt und so hatten wir ausreichend Zeit mal wieder viel zu viele Fotos von diesen putzigen Tierchen zu knipsen.
Richtig interessant & für uns total neu wurde es, als wir dem riesigen Gletscher – Surprice Glacier – näher kamen, die Luft immer eisiger wurde und wir etwas zick zack fahren mussten, um größeren Eisschollen auszuweichen.
Je näher wir kamen, desto sichtbarer wurde das für einen Gletscher so markante Blau innerhalb des Eises. Einfach unglaublich wie es so in der Sonne vor sich hin schimmerte.
Etwas gruselig wurde es allerdings immer dann, wenn es laut anfing zu knacken und zu knarksen und sich plötzlich ein Brocken des Gletscher ablöste und mit einem lauten Knall ins Wasser fiel! Hier ist halt wirklich alles in Bewegung und ein gesunder Sicherheitsabstand ist anzuraten.
Vom Ranger und Kapitän bekamen wir dann noch erklärt, dass sie zu dieser Jahreszeit normalerweise gar nicht so nah ran fahren können, doch dieses Jahr war einfach viel weniger Eis im Wasser vorhanden als sonst üblich.
Auch wurden uns Fotos der letzten 30 Jahre gezeigt, also alles innerhalb meiner Altersspanne, in denen der Schmelzprozess mehr als deutlich zu sehen war. Bei der GPS Karte – welche auf den Monitoren im Schiff stets eingeblendet wird – befanden wir uns schon seit mehreren Kilometern eigentlich auf Eis.
Wenn es in dem Tempo weitergeht, ist da noch vor meiner Rente nicht mehr viel von zu übrig!
Klimawandel sozusagen mal hautnah erlebt!
Auf unserem Weg zurück aus der Bucht, weckten wir mehrmals einen Buckel-Wal, welcher sich dann leider recht schnell wieder in die Tiefen verabschiedete.
Wieder etwas gelernt. Buckel-Wale schlafen also sehr knapp an der Wasseroberfläche!
Immerhin winkten sie zum Abschied immer noch recht nett.
Unterwegs kamen wir auch immer wieder in die Nähe einzelner Fischerboote, welche zu dieser Zeit Hauptsaison haben und ihre Körbe vor dem Winter noch schnell vollbekommen müssen, und mussten daher kleine Umwege fahren.
Hat der Kapitän eine Gruppe Otter entdeckt, brachte er uns langsam so nah ran, dass wir uns gegenseitig verdutzt beobachten konnten.
Die Otter-Gruppen bestanden teilweise aus 20 und mehr Tieren. Super witzig anzusehen & als Bonus hatten einige sogar ihren Nachwuchs mit auf dem Bauch!
Blieben bei Ottern noch viele der Passagiere lieber auf ihrem Stuhl im geheizten Innenbereich sitzen, so wurde es auf dem Aussichtsdeck deutlich hektischer, als uns Orca Wale entgegen kamen.
Etwas was ganz weit oben auf meiner „möchte-ich-unbedingt-mal-sehen Liste“ stand!
Zum Glück war der Kapitän selbst so begeistert eine so große Gruppe zu sehen, dass er umkehrte und wir die Orcas noch eine ganze Weile begleiteten konnten.
Wohlgemerkt, es war schon längst Zeit für die Rückfahrt, doch in dem Moment war keiner der Passagiere böse, noch etwas länger auf dem Boot draußen zu bleiben!
Uns war es eh nur recht, denn wir hatten noch einige Stunden bis zur Abfahrt unserer Fähre vom Alaska Marine Highway nach Juneau Zeit.
Astrid
Hi also Alaska habe ich schon länger auf dem Radar, aber jetzt nach eurem Bericht, will ich auf jeden Fall hin! Wirklich klass und wunderschöne Fotos
Eva
Wow,das klingt echt toll. Alaska ist definitiv auf meiner Buckelliste… Vielen Dank für die wunderbaren Fotos und die Inspiration!
Oliver
Sehr gerne Eva. vg, Olli