„Geheimtipp“ für den Spätsommer in den Bergen gesucht? Dann solltet ihr unbedingt die Verwallrunde in Betracht ziehen!
Als wir von der Mehrtagestour in den Tiroler Alpen lasen, überlegten wir nicht lange und sind direkt los nach Österreich. Für die komplette Runde fehlte uns so spontan allerdings die Zeit und wir haben daher kürzlich „nur“ den ersten Abschnitt davon erkundet. So viel sei verraten, es war einfach fantastisch und die restlichen Etappen sind bereits in Planung.
Die Verwallrunde bietet eine perfekte Mischung aus alpinen Bergwegen mit entsprechend beeindruckendem Panorama, gemütlich urige Berghütten und atemberaubend schönen Bergseen. Ihr werdet es lieben!
Verwall? Wo ist das?
Das Verwall, das wir zum ersten mal besuchten, ist ein Gebirge an der Grenze zwischen Tirol und Vorarlberg im Westen Österreichs. Also von uns aus in Garmisch-Partenkirchen gar nicht so weit weg.
Im Winter ist dieses Gebiet mit Ischgl und St. Anton ein bekanntes und beliebtest Wintersportmekka, im Sommer dagegen, ist es ein relativ ruhiges Wandergebiet. Besonders im Vergleich zu anderen beliebten Gebieten in Österreich und der Region.
Während die beliebten Sommerhüttentouren wieder so voll sind wie eh und je, sind die Wanderwege entlang der Verwallrunde erstaunlich leer und könnte als einer der wenigen verbliebenen Geheimtipps in den Alpen bezeichnet werden.
Bahn
St. Anton am Arlberg ist der Ausgangspunkt für diese Tour.
Der Bahnhof is rerativ gross und es halten die Railjet Züge. (österreichische Schnellzüge)
Die Railjet-Züge kommen aus Richtung Wien und Innsbruck sowie von der Bregenzer Seite über den Bodensee.
PKW
Österreichs öffentliches Verkehrssystem ist auch in den Bergen so gut ausgebaut, dass man den Ausgangspunkt der Wanderung mit dem Bus problemlos und günstig erreichen kann. Das Auto kann und sollte man daher eigentlich ruhig zu Hause lassen. Wer dennoch mit dem Auto anreisen möchte, sollte daran denken, dass auf österreichischen Autobahnen Vignettenpflicht besteht.
Grundinfos zur Verwallrunde
1. Etappen / Route
Eine klassische Verwallrunde ist eine 8-tägige Hüttentour mit Start in St. Christoph. Natürlich kann man auch von Pettneu aus starten, aber als wir die Tour gelaufen sind, hatten wir den Eindruck, dass die meisten Wanderer direkt von St. Christoph aus starten.
Etappe1: St. Christoph – Kaltenberghütte (2089 m)
Etappe2: Kaltenberghütte – Konstanzer Hütte (1688 m)
Etappe3: Konstanzer Hütte – Neue Heilbronner Hütte (2320 m)
Etappe4: Neue Heilbronner Hütte – Friedrichshafener Hütte (2138 m)
Etappe5: Friedrichshafener Hütte – Darmstädter Hütte (2384 m)
Etappe6: Darmstädter Hütte – Niederelbehütte (2310 m)
Etappe7: Niederelbehütte – Edmund-Graf-Hütte (2408 m)
Etappe8: Edmund-Graf-Hütte – Pettneu a. Arlberg (1122 m)
2. Schwierigkeit
Die Verwallrunde hat insgesamt einen mittleren Schwierigkeitsgrad. Die meisten Etappen haben Variationsrouten, die mehr oder weniger anspruchsvoll gestaltet werden können.
Wir sind diesmal nur die Etappe 1 und die Etappe 2 gewandert, die laut Alpenverein beide zu den Mittelschweren Bergwegen gehören. Der zweite Tag erschien uns vom Weg her allerdings etwas anspruchsvoller als der erste.
Im Allgemeinen versuchen wir, zu ausgesetzte und technisch schwierige Wege zu meiden, da Chizuru auch etwas Höhenangst hat. Die Verwallrunde ist daher genau das Richtige für Wanderer, die entweder ebenso denken oder sich an schmalere Bergpfade gewöhnen wollen. Trotz einiger etwas exponierter Stellen ist der Weg insgesamt unkompliziert begehbar, abwechslungsreich und spannend.
Die Wege und die Beschilderung in der Verwallrunde sind meist gut gepflegt, wobei zu beachten ist, dass die Wegweiser in Tirol und Vorarlberg unterschiedlich gekennzeichnet ist. Wäre ja sonst zu einfach, wenn man dies zumindest innerhalb eines Landes einheitlich halten würde.
3. Saison
Die meisten Hütten öffnen Ende Juni/Anfang Juli und schließen dann wieder Anfang Oktober. Die beste Zeit für einen Besuch ist Ende Juli, wenn der restliche Schnee komplett geschmolzen ist.
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Super Lage, sehr netter Empfang und tolles Frühstück.
Etappe 1 St. Christoph – Kaltenberghütte (2089 m)
Die erste Etappe der Verwallrunde beginnt in St. Christoph, einem kleinen Ort an der Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol.
St. Christoph wurde offensichtlich als Wintersportort konzipiert und besteht hauptsächlich aus einem kleinen Kern mit ein paar wenigen Shops und Restaurants und einem riesigen Parkplatz mit einigen Hotelanlagen drumherum.
Wenn man mit dem Auto anreist, kann man hier während der Tour gebührenpflichtig parken.
Wir sind aus St. Anton, wo wir übernachtet haben, mit dem Bus rübergefahren. Alle 30 Minuten gibt es eine Busverbindung von St. Anton nach St. Christoph. Dank der Gästekarte, die wir im Hotel erhalten haben, lassen sich die öffentlichen Busse kostenfrei nutzen.
Der Weg von St. Christoph zur Kaltenberghütte unterteilt sich in zwei Wege, den Paul-Bantlin-Weg und den Berggeistweg.
Der Paul-Bantlin-Weg ist ein leichter Wanderweg mit wenigen Höhenunterschieden und auch der kürzesten Weg direkt zur Kaltenberghütte. Wenn man die Tour am Anreisetag beginnen möchte, kann man sich für diese Variante entscheiden.
Da wir reichlich Zeit hatten, entschieden wir uns dazu, entlang des Berggeistwegs zu wandern. St. Christoph befindet sich auf einer Höhe von 1761 Metern und sobald man den ersten Anstieg bewältigt hat, bietet sich ein atemberaubender Panoramablick auf die umliegenden Alpen.
Obwohl Hochsaison herrschte, waren die Wege erstaunlich leer und wir trafen nur selten auf andere Wanderer.
Der Berggeistweg führt entlang von über 2000 Meter hohen Bergen. Mit Ausnahme des ersten Abschnitts sind die Steigungen sehr sanft und die Pfade sind breit genug, um die atemberaubende Landschaft in vollen Zügen zu genießen.
An diesem sonnigen und wolkenlosen Tag machte sich selbst auf einer Höhe von 2000 Metern die Hitze bemerkbar. Auf dem Weg zur Kaltenberghütte gibt es keine Wasserquellen und nur begrenzten Schatten. Deshalb ist es absolut erforderlich, genügend Wasser mitzuführen.
Hat man erst einmal das Maroijöchle 2378 m, den höchsten Punkt des Tages, überschritten, ist die Kaltenberghütte nicht mehr weit entfernt.
Gipfelstürmer können auch über die Maroiköpfe (2529 m) die Kaltenberghütte erreichen.
Angesichts der Hitze entschieden wir uns, direkt zur Hütte zu wandern und uns schnellstmöglich zu rehydrieren – mit kaltem Bier auf der wunderbaren Terrasse!
Die Kaltenberghütte liegt inmitten einer spektakulären alpinen Landschaft, umgeben von schroffen Gipfeln. Die umliegenden Berge sind über 2000 Meter hoch und bieten atemberaubende Ausblicke auf die Umgebung. Durch ihre relativ leichte Erreichbarkeit ist die Hütte auch ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge.
Etappe2: Kaltenberghütte – Konstanzer Hütte (1688 m)
Spätestens um 22:00 Uhr herrscht eigentlich Ruhe in der Berghütte, aber am Abend konnten bzw. mussten wir bis spät in die Nacht Lärm von der Terrasse hören. Trotz des Wunders, dass in dem Vier-Personen-Zimmer keiner unserer Bettnachbarn schnarchte, schliefen wir daher nicht besonders gut bzw. für Berghüttenverhältnisse erst recht spät.
Ohne viel Schlaf machten wir uns um Punkt 7 Uhr auf den Weg zum Speisesaal, wo bereits einige andere Frühaufsteher an der noch geschlossenen Tür warteten. Angekündigt war das Frühstück für um 7 Uhr.
Die Leute, die gestern draußen feierten, waren das Personal der Hütte, das offenbar verschlafen hatte und sich ihrer Verantwortung als Gastgeber in der Bergen, nicht so ganz bewusst war. Also frühstückten wir eine Stunde später als geplant und machten uns auf den Weg zu unserem heutigen Ziel.
Am Morgen war es noch bewölkt, aber als wir den ersten Pass, das Kracheljoch (2.654 m), erreichten, klarte der Himmel wieder auf und uns erwartete ein weiterer heißer Sommertag in den Bergen.
Die Strecke vom Kracheljoch hinunter zum Kaltenbergsee war sehr steil und durch Geröll auch entsprechend rutschig.
Der Kaltenbergsee ist ein wunderschöner Bergsee, der, wenn er an einem einfacher erreichbaren Ort läge, sicherlich einen Hype in den sozialen Medien auslösen würde, wie zum Beispiel der Seebensee in Tirol oder der Eibsee in Grainau. Zum Glück hatten wir diesen wunderschönen See für uns allein.
Der See ist sehr tief und sah eigentlich auch recht einladend aus, dort eine Runde zu schwimmen. Das Wasser war allerdings eiskalt, da es direkt aus dem Kaltenberggletscher zufließt. Trotz Hitze, verwarfen wir diese Idee also recht schnell und kühlten nur unsere qualmenden Füße etwas ab.
Nach einer wohlverdienten Pause am See, folgt eine unerwartet saftig grüne Hochebene.
Die Landschaft in diesem Gebiet ähnelt sehr der von Kirgisistan. Ebenso wie auf den Wanderwegen in Kirgisistan ist es hier so leer, dass man an einem so schönen Tag mitten in den Sommerferien keine anderen Wanderer zu Gesicht bekommt.
Verzaubert von der Schönheit der Landschaft erklimmen wir den zweiten Pass des Tages, das Gestansjöchl 2.573m.
Auch dieser Weg ist ziemlich steil und steinig und erfordert etwas Vorsicht und Abstand zum Vordermann um ungewollt ausgelösten Steinschlag ausweichen zu können. Hinter diesem Pass ändert sich die Landschaft erneut, mit sanften Hängen und viel Gras.
Von hier aus geht es stetig bergab zu dem heutigen Ziel, der Konstanzer Hütte.
Die Konstanzer Hütte liegt auf 1.688 m, was bedeutet, dass man ca. 900 Höhenmeter zurücklegen muss. Da der Weg in Richtung Südwesten konstant bergab führt, ist es ein recht sonniges Erlebnis.
Zum Glück liegt die Konstanzer Hütte direkt am Fluss Rosanna, so konnten wir uns dort ausreichend abkühlen.
Die Konstanzer Hütte ist eine sehr beliebte Berghütte, die auch mit dem Mountainbike von St. Anton aus zu erreichen ist.
Das Essen war sehr gut, wie in einem normalen Restaurant in der Stadt (es gab sogar frisches Gemüse). Sicherlich weil die Wirte hier im Gegensatz zu einer mehr abseits gelegenen Berghütte, die Vorräte noch mit dem Auto transportieren können.
Von der Konstanzer Hütte zurück nach St. Anton
Nach einer sehr erholsamen Nacht in einem komfortablen Privat-Zimmer der Konstanzer Hütte, machten wir uns nach einem gemütlichen Frühstück auf den Heimweg.
Wenn man auf der Verwallrunde weitergeht, wandert man in Richtung Neue Heilbronner Hütte und weiter ins Schönverwalltal.
Die Route von der Konstanzer Hütte nach St. Anton führt entlang einer breiten, sanft begehbaren Forststraße, die stets parallel zum Fluss Rosanna verläuft und eine wunderbare Aussicht auf die Umgebung bietet.
Die Gegend scheint bei Familien beliebt zu sein, und je näher man St. Anton rückt, desto mehr leger gekleidete Urlauber trifft man hier und da. Die Stille der alpinen Berge ist wunderbar, aber wir genießen es auch sehr, bei unseren Wanderungen Menschen zu begegnen, die die Natur wie wir genießen.
Doch obwohl mehr Wanderer und Mountainbiker auf der Strecke unterwegs sind, ist sie im Vergleich zu anderen Highlights in den Alpen noch sehr leer. Das Verwall kann wirklich als der eine Art Geheimtipp in den Alpen bezeichnet werden.
Wir haben dieses Mal nur einen kleinen Teil der Verwallrunde gesehen, sozusagen einen Schnupperkurs absolviert, aber wir werden diese Tour im nächsten Sommer sicher fortsetzen.
Wenn Du bereits die Verwallrunde gelaufen ist, hinterlasst gerne einen Kommentar. Jeder Tipp ist willkommen!
Fragen, Tipps, Kommentare? Gerne!